"Büning, seit 1921
Professor, hatte an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin
Charlottenburg den Lehrstuhl für architektonisches Entwerfen,
Baukonstruktion und Hygiene im Bauwesen inne. Das Wohl seiner Studenten
war ihm immer eine Herzensangelegenheit, und er setzte sich zeit seines
Lebens für die Verortung der Architektur als Kunst an den
Kunsthochschulen ein und vor allem für den uneingeschränkten Zugang für
Begabte ohne Unterschied ihrer Vorbildung. Damals begann Büning mit
umfangreichen Forschungsarbeiten zum Thema Tageslicht
im Hochbau. Seine Tätigkeit in der Deutschen Lichttechnischen
Gesellschaft machte ihn im In- und Ausland bekannt als Vordenker einer
neuartigen Tageslichttechnik. Krönung seines diesbezüglichen Schaffens
war die Verabschiedung der DIN-Norm 'Leitsätze für Tagesbeleuchtung'.
Als begnadeter und hoch engagierter
Lehrer bei den Studenten sehr beliebt, veröffentlicht er die Quintessenz
seines Wirkens erstmals 1928 unter dem programmatischen Titel Bauanatomie.
Das 1947 nochmals aufgelegte Werk
verstand er nicht als Sammlung von Rezepten zum Bauen oder gar als
Lehrbuch im klassischen Sinne, sonder als 'Anregung zu wahrhaft
konstruktivem Denken'. Exemplarisch zeigte er die Wechselwirkung von
Baustoff, Handwerk und Formgebung auf und versuchte, seinen Lesern immer
wieder den Zusammenhang aller baulichen Einzelteile zu
verdeutlichen." 17
Unmittelbar nach Kriegsende - im Juni 1945 beginnend - konnten Max Taut
und Wilhelm Büning die Architekturabteilung an der
Hochschule für bildende Künste in Berlin, die unter der Leitung von Karl
Hofer neu gegründet wurde, aufbauen. Dabei legte Büning großen Wert
darauf, dass begabten Studenten ohne Abitur ermöglicht wurde, zu
studieren. Zu seinem 70. Geburtstag am 4. April 1951:
Zum Aufbau des Studiums vgl. 27
Seinem
Neffen hat er nach dem Krieg per Brief eine Studienberatung gegeben.
Dieter Büning erinnert sich:
"Seinen Studenten
habe er gleich beigebracht das 1. und 2.und 3. das Wichtigste das
Geld der Bauherren ist. Da bei den Entwürfen nicht nur die Wünsche der
Bauherren sondern - und das besonders - deren finanziellen
Möglichkeiten zu beachten seien.
Als nach dem Krieg
sich die Lage auf dem Baumarkt besserte, erschienen einige
Architektenbücher mit schönen Häusern. Willy schätzte diese gar nicht:
Wir brauchen Architekten mit eigenen Ideen, nicht Rezeptbücher.
Und was mich betraf:
Als nach dem Krieg das Baufach sich praktisch als einzige
Berufsaussicht aufdrängte, hat mein Vater seinen Bruder wohl um Rat
gebeten. Denn ich bekam von ihm einen Brief in dem er mir klarmachte, dass
eine handwerkliche Grundausbildung als Maurer oder Zimmermann ein
unverzichtbares Muss ist. Eine volle Lehre, keineswegs nur ein Praktikum.
Außerdem empfahl er mir anschließend eine kaufmännische Lehre. Ich habe
dann eine Maurerlehre mit Gesellenprüfung gemacht, allerdings habe ich
die kaufmännische mir geschenkt, da ich durch den Krieg,
Luftwaffenhelferdienst, Soldatenzeit mit anschließender
Kriegsgefangenschaft schon zuviel Zeit verloren hatte. Später auf den
Baustellen habe ich oft von der praktischen Erfahrung profitiert und dann
dankbar an Onkel Willy gedacht.
Außerdem machte er
mir den Unterschied vom Architekt zum Bauingenieur klar, was mir bis
dato unbekannt war. Ich solle meine künstlerischen Fähigkeiten kritisch
betrachten, sonst würde ich dann nur die Detailausarbeitungen für die
anderen machen. Außerdem würden die richtigen, großen Projekte von den
Bauingenieuren gemacht. Wenn er es noch einmal zu entscheiden hätte, würde
er sich für das Bauingenieurwesen entscheiden."
Dieter Büning wurde Bauingenieur und hat sein Berufsleben
als leitender Bauingenieur auf Groß-Baustellen in aller Welt
verbracht.